Samstag, 18. Februar 2012
So ähnlich wie Glück
Heute sind zwei neue, schiefe Handytaschen entstanden. Eine für meine Ma, und, endlich, eine für mich. Meine ist noch schiefer als alle anderen, wahrscheinlich mag ich sie deshalb. Mir ist eine Nadel abgebrochen, der Faden hat sich ungefähr tausendmal verklemmt und ist ungefähr fünfhundert Mal gerissen, ich habe ein paar Nähte wieder aufgemacht und war irgendwann kurz davor, einen Tobsuchtsanfall zu kriegen. Trotzdem hats Spaß gemacht. Und ich bin stolz auf die Ergebnisse.
Meine Ma hat meine Nähnadeln, die zum Mit-der-Hand-nähen, weggeworfen. Ich hatte sie in ein Glas getan, damit sie nicht verschwinden. Sie dachte, das im Glas wäre Müll. Ich hab sie nicht davon abgehalten, den Mülleimer zu durchforsten, und werd sie auch nicht abhalten, mir neue zu kaufen, obwohl sie zwei (von ca 5) wiedergefunden hat.

Den ganzen Tag war der werte Herr in meinen Gedanken, ist rumgespukt wie ein Poltergeist (war er es, der beim Abendessen den Löffel verbogen hat??) und trieb meine Gedanken immer wieder ab vom Buddhismus, ab von der modernen Kunst und vom leichten Leben (ich les zur Zeit drei Bücher gleichzeitig. Besser gesagt: ich las. Zwei hab ich durch) und ich hab mich intensiv bemüht, die guten Seiten zu sehen an dieser Beziehung, und vor allem daran, dass sie jetzt zu Ende ist. Eigentlich ist er garnicht mein Typ, eigentlich wollte ich ihn nie, eigentlich war es klar, dass er, ein Beamter, nicht zu mir passt, wir ganz verschiedene Auffassungen haben, ich, die die Wehrpflicht verweigert hätte, hätte sie für mich gegolten, und die alle in meinem Umfeld, die so blöd waren, mich nach meiner Meinung zu fragen, dazu angestiftet hat, und er, der Beamte beim Militär. Ich, der es ein Grauen ist, weniger als tausend Wünsche zu haben, und er, der sich mit einem zufrieden gibt und alles so lassen will, wie es ist. Ich, die immer das positivste versucht zu sehen, er, der in einer Situation hängt, in der er immer mehr resigniert, ohne sich dabei helfen lassen zu wollen. Ich, die Waffen und Gewalt verabscheut, er, der als Kind Kriegsmemorabila gesammelt hat und einen Waffenschein hat. Ich, die ab und an einfach nur Kind sein will, verspielt, lachend, tobend, er, der sich nicht mal hat kitzeln lassen, aus Angst, er könnte lachen.

Ich glaub, ich hab mir einfach eingeredet, dass es passt. Keine Ahnung, warum.
Aber es ist gut, jetzt alles klarer zu sehen. Und immernoch keine Wut zu fühlen. Sondern Dankbarkeit.

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