Sonntag, 21. Juli 2013
Das kalte Herz.
Gestern Nacht drüber nachgedacht, was ich wohl täte, wenn der Dämon aus Wilhelm Hauffs Märchen gerade jetzt zu mir kommen würde- ein Leben voller Erfolg, dafür aber ohne Herz und somit komplett ohne Gefühle.
In meiner nächtlichen Verzweiflung kam mir das wie ein guter Deal vor. Zumindest mal probeweise, für ein Jahr. Ob ichs dann wiederhaben wollen würde war ich mir nicht sicher. Ein Jahr ohne Gefühle- ohne Freude, Liebe und Zufriedenheit, ja schon, aber auch ohne Wut, Langeweile, aber vor allem ohne Schmerz, Trauer und Angst.
Ich kann mir schwer vorstellen, wie das wohl wäre, so ganz ohne Gefühle- irgendetwas fühlt man ja immer.

Heut Morgen sieht die Welt wieder anders aus.
Die viele Grüblerei und die ganze Verzweiflung führt mich immerhin immer wieder zu Erkenntnissen hin, besser gesagt verinnerlicht sie mir Erkenntnisse, die ich schon länger hatte, sodass ich mich am Ende ein Stückchen weiter und vielleicht sogar weiser fühlen kann.
Diesmal: Ich bin mit mir selbst nicht zufrieden. Ich reiche mir nicht, egal in welcher Beziehung. Alles was ich tue, ist nicht genug, ich bin nicht genug.
Und da ich mir nicht genug bin, denke ich auch, dass ich anderen nicht genug sein kann und interpretiere alles in diese Richtung.
Ich weiß, dass ich so, wie ich gerade lebe, mir niemals genug sein werde.
Also von nun an eins zur Zeit. Nicht mehr nur die Fehler sehen und alles auf einmal wollen.
Für jetzt beruhigt mich erstmal die Erkenntnis.
Alles andere wird sich ergeben.
Alles wird so kommen, wie es soll.
Und mein Herz werd ich auch erstmal behalten.


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